Perfektionismus zerstört Leben: Ursachen, Test und wie man es überwinden kann

Was ist Perfektionismus?

Perfektionismus kann man eigentlich ganz einfach beschreiben. Es ist das übertriebene Streben nach Perfektion und Fehlervermeidung. Das Problem bei der Sache ist, dass unser Gehirn darauf ausgerichtet ist, immer mehr Fehler zu finden, sobald wir uns zu stark auf sie konzentrieren. Auf diese Weise kommen Kreisläufe in Gang, die dazu führen, dass der Perfektionismus immer stärker wird (kann zum Zwang und zur Krankheit werden) und im Leben (zb. im Beruf oder Partnerschaft) extrem behindert. Streben, Stress und Scheitern.

(Hinweis: Angst vor Fehlern ist ein Symptom von mangelndem Selbstwertgefühl. Vielleicht kennst du ja auch eine oder mehrere der folgenden Ängste in diesem Beitrag hier.)

Perfektionismus erkennen - Test

Ein Symptom für Perfektionismus ist, dass man Dinge (zb. im Job oder Partnerschaft) nicht perfekt genug haben kann. Von Zufriedenheit und inneren Frieden keine Spur. Perfektionisten gehen mit sich selbst und anderen hart ins Gericht und verlangen Perfektion, um ihre innere Leere zu füllen.

Guter Perfektionismus

Nicht jeder Perfektionismus ist schlecht. Das gutartige Streben nach Perfektion äußert sich dadurch, dass man sich selbst hohe Werte und Ansprüche legt, die von innerem Überfluss (va. Selbstwert und Selbst-Bewusst-Sein) stammen. Die Messlatte wird stets ein wenig höher gelegt, um selbst daran zu wachsen, zu lernen und sich weiterzuentwickeln - unabhängig von anderen Menschen.

Schlechter Perfektionismus

Dieser Perfektionismus entsteht aufgrund des unbewussten Wunsches nach Anerkennung, Kontrolle (Selbst- und Fremdkontrolle), Vermeidung von Fehlern, Vermeidung von Schimpf- und Schande. Dieses Streben kommt nicht durch inneren Überfluss, sondern durch unbewusstes Mangel-Denken.

Es ist eine ewige Jagd, die niemals endet und dazu dient, das eigene Ego zu befriedigen.

Mach den Perfektionismus Test

Okay, jetzt kommt der Test. Dazu braucht man auch keine PDF, denn Perfektionismus lässt sich relativ einfach erkennen. Trotzdem kann ich keine Diagnose stellen, da ich kein Psychotherapeut bin.

Ich habe hier 11 Feststellungen aufgelistet, die typisch für Perfektionisten sind. Je mehr folgende Feststellungen vom Test auf dich zutreffen, desto mehr kannst du davon ausgehen, dass du ein Perfektionist bist.

  1. Selbst für keine Fehler verurteile ich mich und hege dadurch starke, negative Gefühle. Diese Gefühle dauern manchmal Tage bis Wochen an.
  2. Meine Eltern haben schon als Kind hohe Ansprüche an mich gestellt und mich zum "Funktionieren" getrieben.
  3. Alles im meinem Leben muss seine Ordnung haben. Alle Gegenstände haben ihren Platz. Wenn es nur eine kleine Abweichung gibt, hege ich starke negative Gefühle.
  4. Ich muss Bestleistungen bringen (zb. im Job, im Studium oder in Bezug auf das Aussehen), sonst fühle ich mich schlecht. Ich unterteile abgeschlossene Aufgaben in "richtig erledigt" und "falsch erledigt" ein.
  5. Was andere über mich denken, ist mir unglaublich wichtig. Sie sollten mich am besten immer im bestmöglichen Licht sehen, damit ich mich nicht unwohl fühle.
  6. Ich vergleiche mich oft mit anderen Menschen und schneide bei diesen vergleichen oft negativ ab (auch ein Zeichen für Selbstzweifel und Minderwertigkeitsgefühle).
  7. In einer Partnerschaft stelle ich hohe Ansprüche an meinen Partner. Deshalb kann er es mir oft nicht recht machen.
  8. Bei Kritik durch andere Menschen fühle ich mich persönlich angegriffen und kann damit eigentlich gar nicht richtig umgehen.
  9. Lob von anderen kann ich nur schwer annehmen. Ich fühle insgeheim, dass mir dieser Lob nicht zusteht.
  10. Ich schaue mehr auf meine Schwächen als auf meine persönlichen Stärken. Ich schaue mehr auf meine Misserfolge als auf meine Erfolge. Ich schaue mehr auf die Dinge, die nicht gut gelaufen sind, als auf jene, die gut gelaufen sind.
  11. Ich muss meine Aufgaben perfekt ausführen, bin ärgerlich, wenn das nicht klappt und fürchte (unbewusst), dass mich andere dadurch ablehnen werden.

Ursachen für Perfektionismus

Was sind die wahren Ursachen für Perfektionismus? Wenn wir mal ehrlich zu uns selbst sind, findet man den Ursprung von Perfektionismus in unbewussten Minderwertigkeitsgefühlen, die wir mit uns herumtragen. Diese führen dazu, dass wir uns, ohne es zu wissen, mit anderen vergleichen und bei diesen Vergleichen immer den Kürzeren ziehen.

Mach mal einen Test. Versetze dich mal in einen Rock-Musiker hinein, der bereits extrem erfolgreich ist und auf die Meinung anderer Menschen sch****. Ihm ist zudem auch völlig egal, wie erfolgreich er ist, er macht einfach sein Ding, weil er es schön findet. Denkst du, dass dieser alles perfekt machen will, um anderen zu gefallen? Natürlich nicht, denn er weiß, dass das, was er macht, gut ankommt. Er kann vollständig er selbst sein und lässt sein wahres Selbst freien Lauf. Jetzt stelle dir einmal vor, du könntest zu 100% sicher gehen, dass das, was du tust, nicht schief gehen kann und alle Menschen dich von Herzen lieben, egal, was du leistest. Dann würdest du niemals in Perfektionismus fallen? Ich weiß, dass man sich das, selbst als Nicht-Perfektionist, nur schwer vorstellen kann aber glaube mir, du würdest nicht in Perfektionismus rutschen.

Perfektionismus entsteht immer nur dann, wenn wir unbewusst glauben, dass uns etwas fehlt und andere es bemerken könnten. Nun könnten viele mit dem Argument kommen, dass man ein Narzisst sein müsse, um die Meinung anderer zu ignorieren. Wenn wir uns jedoch die Ursachen für Narzissmus, nämlich innere Leere und verdrängte Minderwertigkeitsgefühle, anschauen, stellen wir schnell fest, dass das nicht zutrifft.

Perfektionismus überwinden?

Wie kann man lernen, die Meinung anderer nicht zu viel Beachtung zu schenken? Wie kann man diesen inneren, pathologischen Kritiker erkennen, entlarven und für sich gewinnen?

Die Antwort lautet: Selbst-Bewusst-Sein stärken, Selbstwertgefühl erhöhen, Selbstvertrauen aufbauen und gefühlsmäßig verstehen, wo der Sinn des Leben liegt, nämlich innere Erfüllung zu erfahren. Wir müssen lernen, wieder von innen nach außen zu leben - also unsere Gedanken und Gefühle als Ursache für alles in unserem Leben anzunehmen.

Das wichtigste ist, dass man die eigenen negativen Gedanken und Gefühle selbstständig erkennt (zb. durch Achtsamkeit) und durch Positive ersetzt. Zudem ist es unglaublich wichtig, die eigenen Schwächen zu erkennen und VOLLSTÄNDIG zu akzeptieren und die persönlichen Stärken zu finden und zu leben. (niedriges Selbstbewusstsein und mangelndes Selbstwertgefühl bearbeiten).

Was man auch tun kann ist, sich vor Augen zu halten, wie oft große Persönlichkeiten der Geschichte gescheitert sind. Thomas A. Edison hat fast 10000 Versuche gebraucht, um die Glühbirne zu erfinden. Oder man stellt sich vor, dass viele große Menschen der Vergangenheiten auch nicht diese Dinge hatten, nach denen man strebt, wie ein Medizin-Studium, einen schlanken Körper oder eine hohe Intelligenz.

Perfektionismus Therapie

Wenn der Perfektionismus bereits zur gefühlten Krankheit geworden ist, sollte man darüber nachdenken, eine Therapie zu machen.