BorderlineBeziehung: Nichts für psychisch untrainierte oder Partner mit wenig Selbstbewusstsein

Jeder kennt diesen Wunsch: Einen Partner oder Freund haben, der uns sehr gut versteht, so sein kann, wie wir selbst und uns starke Liebe und Zuwendung zeigt. 

Unsere Gesellschaft fördert die Vorstellung von einem perfekten Lebenspartner oder Freund, von dem man sich so richtig abhängig macht und durch dick und dünn geht. Doch das ist nicht förderlich für unser Selbstbewusstsein und kann sogar gefährlich werden, wenn wir dabei an die falschen Menschen kommen.

Leute mit einer un-therapierten Borderline Persönlichkeitsstörung resonieren sehr stark mit Menschen, die unbewusst den Wunsch nach dieser seelischen Verschmelzung in sich tragen. Weiterhin sind Menschen mit einem Helfersyndrom und einer Co-Abhängigkeit (oft resultierend durch Erfahrungen in der Kindheit mit einem schwachen Elternteil) anfällig dafür, sich von einem Borderliner abhängig zu machen.

Aber auch "Normalos" gehen gerne Beziehungen mit Borderline Persönlichkeiten ein. Gerade relativ normale Menschen mit einem geringen Selbstbewusstsein gehören dazu. Diese verspüren nämlich einen gewissen Weltschmerz, suchen nach mehr Sinn im Leben und sehen in dem Borderliner die Befriedigung dieses Bedürfnisses.

Was ist Borderline Persönlichkeitsstörung?

Es handelt sich hier um eine psychische Krankheit, unter der in der Bevölkerung ca. jeder 50. Mensch leidet. Frauen sind häufiger betroffen, nämlich jede 33. Frau über dem 15. Lebensjahr. Das sind natürlich nur Schätzwerte, damit man sich das ungefähr vorstellen kann. Betroffene fühlen alles sehr viel intensiver und haben Phasen, in denen sie sehr wenig fühlen. Sie fühlen sich mal sehr gut, mal sehr schlecht, mal sehr selbstbewusst und dann auch oft sehr schüchtern und ängstlich. Sie führen sehr intensive aber instabile zwischenmenschliche Beziehungen und haben oft starke Angst vor dem Verlassen werden. Aufgrund ihrer andauernden inneren leere, die dadurch kommt, dass sie nicht wirklich wissen, wer sie sind und was sie wollen, suchen sie im Außen, also im Leben, den Kick. Zum Beispiel durch Selbstverletzung (vor allem bei Frauen) oder durch intensive Handlungen, die für sie selbst und ihr Umfeld gefährlich werden können.

Da ihr Umfeld sehr unter ihnen leidet und sie sich auf unterschiedlichste Weise selbst verletzen, brauchen sie meistens intensive Psychotherapie.

Hier mehr über die Symptome der Borderline Störung.

Warum wirken Borderliner sehr anziehend auf die meisten Menschen?

  • sie empfinden alles viel stärker, was sich durch Mimik, Gestik aber auch Inhalt des Gesprochenen zeigt. Beispielsweise nutzen sie gerne Verniedlichungen und übertreiben selbst Banalitäten. Das wirkt auf die meisten Menschen sehr interessant, weil die meisten ein eher langweiliges Leben haben.
  • sie sehen meistens sehr gut aus, oder interessant aus (oft sind sie hübsch, machen sich hübsch oder tragen Körperschmuck und Tattoos um aufzufallen)
  • sie können andere Menschen sehr gut nachahmen, weil es ihnen an eigenen Persönlichkeitsmerkmalen fehlt (sie können also sozusagen sehr gut Werbung für sich selbst machen)
  • sie sind weiblich (75% aller Borderliner) und verstehen es dadurch Männer zu verführen
  • in einer Beziehung gibt es starke Hochs und Tiefs, was die meisten Menschen stark abhängig machen kann. Gerade Menschen, die nicht an ihrem Selbstbewusstsein arbeiten, sind extrem anfällig für die Abhängigkeit.

Wenn diese Punkte zutreffen, sollte man keine Borderlinebeziehung eingehen:

  • der Borderliner macht keine Therapie oder nimmt die Psychotherapie nicht ernst und notwendig
  • der Partner/Freund des Borderliners kann aufgrund eigener ungelöster Probleme oder schwachen Nerven nicht mit dem Borderliner umgehen (das zeigt sich dadurch, dass man langfristig deutlich mehr Probleme durch den Borderliner bekommt als wenn man mit anderen Menschen zusammen ist)
  • (die Beziehung ist (noch) zu anstrengend, weil man ein zu schwaches Selbstwertwertgefühl und Selbstbewusstsein hat. In diesem Fall sollte man an sich selbst denken, die Beziehung beenden und an sich selbst arbeiten.)

Wenn der Borderline Betroffene keine ernsthafte Psychotherapie macht, läuft eine Borderline Beziehung und Partnerschaft oft in folgenden Phasen ab:

4 Phasen Verlauf der Borderline Beziehung:

  1. Idealisierungsphase: Der Borderline-Partner idealisiert uns extrem stark und zeigt seine Liebe und Anerkennung in all seiner Pracht.
  2. Symbiose: Der Borderliner baut eine extrem tiefe und innige Beziehung auf, sodass man das Gefühl bekommt, dass er/sie unser Seelenpartner sei. Durch seine Emotionalität gelangt er damit in Tiefen, die einem normalen Menschen nicht zugängig sind.
  3. Abwertung: Vom einen Moment auf dem Anderen kippt die Stimmung und der Borderliner wertet den Partner durch Verhalten und Worte massiv ab. Dieses ständige Auf- und Abwerten kann viele Menschen abhängig machen wie eine Droge, wenn vom Partner nicht in allen Fassetten durchschaut wird, was hier vor sich geht.
  4. Abschuss: Meist vorübergehende Trennung

Die Borderliner Beziehung ist eine Achterbahnfahrt zwischen diesen 4 Phasen, wenn der Borderliner noch nicht stark genug therapiert wurde. Auch der selbstbewussteste Partner kann entweder nicht damit umgehen oder er kommt erst gar nicht in Verbindung zum Borderline Betroffenen. Hier muss wirklich in mind. 95% aller Fälle eine lange Psychotherapie durchgeführt werden. Ansonsten sind Borderlinebeziehungen zu instabil und die Borderliner absolut beziehungsunfähig, weil sie ihre Partner psychisch kaputt machen. Der perfekte Partner für Borderliner sind Menschen, die sich durchsetzen können und Grenzen aufzeigen. Weiterhin sollte der Partner eigene Ziele im Leben haben und eine gewisse professionelle Distanz zum Borderliner einhalten können.

Menschen, die in eine Borderline Beziehung gehen, haben durch den (nicht therapierten) Borderliner meistens selbst psychische Probleme, starke Selbstzweifel oder werden aggressiv. Dies liegt daran, dass das Verhalten der Borderliner in einer Partnerschaft sehr stark auf den gesunden Partner abfärbt. Da der Partner meistens psychisch gesund ist, findet durch die Beziehung eine negative Persönlichkeitsveränderung bei dem Partner statt. Menschen, die zu lange mit einem untherapierten Borderliner zutun haben, entwickeln daher häufig: Selbstzweifel, ein negatives Selbstbewusstsein (weil sie sich abhängig machen und nicht mehr allein sein können), psychosomatische Beschwerden, wie Schlafstörungen und körperliche Beschwerden, wie Magen-Darm-Probleme. Wird die Beziehung nicht rechtzeitig beendet, können auch Depressionen eintreten die zu Gefühlen wie innerer Leere und Hoffnungslosigkeit führen.

Mit folgenden Manipulationstechniken arbeitet der nicht therapierte Borderliner in einer Beziehung:

  • Love-Bombing: Überschüttung mit Liebesbekundungen und Anerkennung
  • Liebesentzug: Extreme Abwertung des Partners
  • Zuckerbrot-Peitsche-Prinzip: eine Einflussnahme auf andere Personen, die mit Belohnung und Strafe zugleich arbeitet, um Kontrolle über Personen zu gewinnen
  • Aufbau einer sehr tiefen, innigen Beziehung, um abhängig zu machen
  • Androhung/Andeutung von schlimmen Dingen, wie Selbstmord

Borderline Beziehung - Nur mit starken Nerven und viel Psychotherapie möglich

Wer wirklich vor hat, mit einem Borderliner in eine Partnerschaft zu gehen, sollte folgende drei Punkte beachten:

  • der Borderline Betroffene muss seine psychische Erkrankung einsehen. Er/sie muss deutlich und ernst sagen: "Ich habe Borderline, mit mir stimmt etwas nicht und ich will das verändern."
  • der Partner muss ein starkes Selbstbewusstsein aufbauen, was einige Wochen, Monate oder Jahre in Anspruch nehmen kann. (Es wird uns ja auch nirgendwo in unserer Gesellschaft gezeigt). Hier sind 9 Tipps dazu.
  • der Borderliner muss in eine Psychotherapie, bis die Symptome deutlich und dauerhaft nachlassen

Wie und Wann sollte man die Borderline Trennung einleiten?

Genauso wie es bei Narzissten der Fall ist, machen die Borderliner uns (ohne langer Psychotherapie) stark von einer Beziehung mit ihnen abhängig, weil sie unbewusst extreme Angst vor einer Trennung haben. Borderline Persönlichkeiten haben deshalb extreme Angst vor dem Verlassen werden, weil sie ihre Persönlichkeit und ihre Gefühle extrem stark an den Partner anpassen. Die Vorstellung an eine Trennung löst bei ihnen massive Existenzängste und innere Leere aus - etwa so, wie wenn man Angst vor dem Tod der ganzen Familie haben muss. 

Die Abhängigkeit, die in einer klassischen Borderlinebeziehung aufgebaut wird, ist sehr massiv. Vor allem dann, wenn der Borderliner nicht therapiert wurde und der Partner ein eher geringes Selbstbewusstsein hat. Die Abhängigkeit gelingt sehr gut, weil die Borderliner unter anderem mit der intermittierenden Verstärkung arbeiten. Hierbei gibt es ständig Aufs und Abs innerhalb der Partnerschaft und unmittelbare, variable Belohnungen oder Strafen. In Verbindung mit der selbstwertsenkenden Verhaltensweisen so sind sich Experten sicher, wirkt dieses Verhalten stark suchtauslösend. Die intermittierende Verstärkung sorgt dafür, dass in der richtigen Art und Weise mit dem Belohnungssystem des menschlichen Gehirns gearbeitet wird. 

Bei der Trennung von einer nicht oder schwach therapierten Borderlinerin fühlt man sich also nicht gut bis richtig schlecht. Viele berichten davon, dass sich die Trennung ein bisschen wie ein Drogenentzug anfühlt. Manche Partner fragen sich ganz lange, warum ihnen das passiert ist und ob es besser wird. Je mehr man nach dem "Warum" fragt, desto mehr macht man sich wieder abhängig von der Borderlinerin oder versinkt in Depressionen. In der Zeit der Trennung sollte man sich auf sich selbst fokussieren und an seiner eigenen Persönlichkeit arbeiten. Dazu zählt auch zu hinterfragen, ob man sich selbst im Leben noch auf dem richtigen Weg befindet und wirklich weiß, was man im Leben will. 

Tipps für eine Borderlinebeziehung

  • der Teil der Partnerschaft, der Borderline hat, muss von einem Psychiater untersucht werden und in den meisten Fällen eine Psychotherapie machen
  • der ideale Partner sollte keine psychischen Probleme haben (vor allem nicht depressiv sein) und psychisch sehr stabil sein.
  • der Partner muss sich von dem Gedanken verabschieden, sich mit dem Borderline Partner seelisch zu verschmelzen, eine professionelle Distanz muss eingehalten werden
  • der Partner muss gleichzeitig ein Freund für den Borderliner sein, mit dem man reden kann
  • genauso wie bei anderen Problemen sollte sich der Partner zu diesem Thema Borderline durch Bücher, Seminare weiterbilden.
  • der Partner sollte kein Therapeut spielen, sondern höchstens Hilfestellungen und Coaching bieten
  • der Partner sollte sich gut durchsetzen können und Grenzen setzen. Er sollte eine gewisse Vorbildfunktion für den Borderliner darstellen
  • der Partner sollte sein Selbstbewusstsein stärken und sich unabhängig von den Gefühlen der Borderliner machen
  • der perfekte Partner sollte einfühlsam und verlässlich (loyal) sein, aber seine Gefühle unabhängig vom Borderliner machen
  • der Partner darf sich auf keinem Fall von der Borderliner Beziehung abhängig machen. Eine Trennung sollte für ihn kein Weltuntergang sein, sondern ein normaler Teil des Lebens
  • in der Beziehung muss offen über Gefühle und Bedürfnisse gesprochen werden und geeignete Lösungen gefunden werden
  • Austausch mit anderen Partnern die in einer ähnlichen Borderlinebeziehung sind
  • vor der Trennung mit Freunden, Familie und Psychotherapeuten beraten
  • sensibel und vorsichtig mit den Problemstellen des Borderline-Partners umgehen, wie negative vergangene Erfahrungen, Sexualität und Symptome der psychischen Erkrankung

Die Borderline Persönlichkeitsstörung ist eine ernste psychische Krankheit und kein Charakterzug an dem man mal so nebenbei arbeiten kann. Betroffene sind in ihren Gefühls- und Handlungsspielraum extrem eingeschränkt und teilweise behindert. Sie können extrem gut manipulieren und andere Menschen, die geeignet sind, an sich binden und auf diesem Weg psychisch schaden. Sie brauchen daher meistens professionelle Hilfe und Unterstützung, genauso wie es bei einem körperlich behinderten Menschen der Fall ist. 

An dieser Stelle sollte man sich fragen, ob man das wirklich will, oder ob man vielleicht doch andere Wege gehen will. Der Borderliner trichtert uns in der Beziehung ständig ein, dass er selbst der beste Partner für eine Beziehung mit uns sei. Dabei vergessen wir, dass es da draußen Millionen potenzieller Partner gibt, die sich viel mehr für eine langfristige Beziehung eignen. Wenn die Beziehung zu anstrengend ist, sollte man nicht monatelang daran festhalten, sondern eine Trennung einleiten und sich direkt danach mal mit sich selbst beschäftigen. Viel wichtiger als eine Borderlinebeziehung oder irgendeine andere Beziehung ist es nämlich, mehr Selbstbewusstsein aufzubauen. Wir dürfen weniger im Außen etwas suchen, denn wahres Glück und die Erfüllung unserer Wünsche können wir nur in uns selbst finden.