Versagensangst erkennen und überwinden - Endlich frei und selbstbewusster handeln

Jeder von uns kennt Versagensängste. Ob in der Schule, im Studium, bei der Fahrschule oder im Beruf. Überall dort, wo wir geprüft werden könnten, kann Versagensangst auftreten, die meistens extrem einschüchternd wirken kann. Es ist die Angst vor der Meinung anderer Menschen also die Angst davon, kritisiert zu werden, lächerlich und gedemütigt zu werden oder auch die Angst davor, Fehler zu begehen. Zu mehr Selbstvertrauen und Lebensglück.

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Versagensangst ist eigentlich kein Fachbegriff, sondern eher ein Synonym für eine Reihe extrem negativer Gedanken und Gefühlen, die hin und wieder (oft in gefürchteten Situationen) auftreten.

Wenn wir Angst vor dem Versagen haben, zeigt sich das meistens durch extrem ängstliche, einschüchternde Gefühle, die sehr schnell mit körperlichen Reaktionen, wie Atemnot, Schwitzen oder erhöhter Puls-Frequenz einhergehen können. Diese körperlichen Reaktionen sind Manifestationen der ängstlichen Gefühle. Wenn die Versagensängste so stark werden, dass wir unbewusst glauben, wir werden eh scheitern, können sie auch dazu führen, dass wir regelrechte Kurzzeit-Blockaden im Gehirn entwickeln. Im Extremfall führt das zum "Backout".

Wichtig zu wissen ist aber, dass diese ganzen einschränkenden Gedanken, Gefühle und körperlichen Reaktionen fast komplett unbewusst ablaufen und durch die Versagensangst eingeleitet werden. Sie haben also nichts damit zutun, dass wir nicht gut genug sind oder uns nicht gut genug auf irgendeine Situation vorbereitet hätten. 

Psychologie: Wie entsteht Versagensangst?

Wir Menschen denken zu über 90% unbewusst. So laufen auch unsere körperlichen Reaktionen und Gefühle größtenteils automatisch ab. Der Grund für die Versagensangst liegt also darin begründet, dass wir unbewusst irgendwas über uns und andere Menschen denken müssen, was diese Versagensängste auslöst. Die Psychotherapie macht es sich zur Aufgabe, diese Dinge an´s Tageslicht zu bringen und zu überwinden. In den meisten Fällen sind das Denkstrukturen, die dafür sorgen, was wir uns selbst klein machen, während wir andere Menschen auf ein Podest stellen. Diese Denkstrukturen kann man unter den Begriff "Mangelndes Selbstwertgefühl" zusammenfassen.

Frühkindliche Erfahrungen

Da der Großteil unserer unbewussten Denkstrukturen in unserer Kindheit (ersten 7 Lebensjahren) entstanden ist, liegt die Vermutung sehr nahe, dass eben in dieser Zeit etwas passiert sein muss, was heute dazu führt, dass wir in vielen Situationen Versagensängste haben und/oder generell kein starkes Selbstvertrauen vorweisen.

In den meisten Fällen hat nicht ein Ereignis in der Kindheit die Versagensangst ausgelöst (Trauma). Sehr oft liegt der Grund darin, dass wir generell wenig Anerkennung von unserem Umfeld (zb. Eltern oder Erzieher) bekommen haben. So haben wir schon als Kleinkind gelernt, dass wir nur positiv bestärkt werden, wenn wir uns GENAUSO verhalten, wie es andere vorgeben. Erfüllen wir diese Erwartungen nicht, wurden wir vielleicht abgelehnt, alleine gelassen und/oder für minderwertig empfunden. Angst vor dem Versagen ist also nicht angeboren.

Versagensängste durch Sozialisation 

Weiterhin liegt ein Grund aus der Psychologie des Menschen ist natürlich auch in der Sozialisation des Menschen. Das kulturelle, soziale und persönliche Umfeld ist entscheidend, ob wir Versagensängste aufbauen. Wenn wir Werte aus der Gesellschaft übernehmen, wie "Wer Fehler macht, der versagt." oder "Nur wer perfekt ist, kann was wert sein.", wirst man, sofern man sich von diesen Werten nicht distanzierst, sehr schnell Versagensangst aufbauen.

Das deutsche Wertesystem besagt zum Beispiel, dass man versagt hat, wenn man beruflich gescheitert ist. Es macht unser Selbstwertgefühl von Beruflichen Status und Anerkennung beim anderen Geschlecht abhängig. Die Amerikaner sehen das viel lockerer, obwohl ihrere Volkswirtschaft besser läuft als die Deutschlands. Für Amerikaner gehört Scheitern und Versagen auf dem Weg zum "Leben eines erfolgreichen Menschen" zwingend mit dazu.

Niedriges Selbstbewusstsein

Ein dritter Grund ist, dass wir uns ständig mit anderen Menschen vergleichen. Diese unbewusste Angewohnheit ist meist die Folge eines schwachen Selbstbewusstseins. Wenn wir ein (noch) schwachen Selbstbewusstsein besitzen, lassen wir uns von Werbebotschaften oder öffentlichen Meinungen beeinflussen und bauen darauf unser Selbstwertgefühl auf. Natürlich kann man das dann gar nicht mehr Selbstwertgefühl, sondern eher "Fremdwertgefühl" nennen. Das führt dazu, dass wir, je nachdem, wie stark wir einen/mehreren Trend/s entsprechen, entweder ein hohes oder ein eher niedriges Selbstvertrauen bzw. Selbstwertgefühl haben.

Versagensangst überwinden

Es gibt nur eine sichere Möglichkeit, Versagensängste zuverlässig zu überwinden. Wir müssen uns regelrecht eintrichtern, dass wir 100% gut so sind, wie wir jetzt sind. Mit allen Fehlern und Macken.

Scheitern gehört dazu

Weiterhin müssen wir verstehen, dass Scheitern und Versagen auf dem Weg zum Glück dazu gehören. Wer nicht auch mal scheitern will, kann keine große Erfolge im Leben erzielen und der größte Erfolg ist, glücklich zu werden.

An dieser Stelle sollten wir uns auch bewusst machen, dass alle überaus erfolgreichen menschen so oft gescheitert sind. Sie haben sehr oft versagt, bis sie erfolgreich geworden sind. Im Fernsehen wird es jedoch immer so dargestellt, dass sie über Nacht erfolgreich geworden sind und eben mehr wert seien, als wir.

Ein sehr oft zitiertes Beispiel ist der wahrscheinlich bekannteste Basketballer aller Zeiten, Michael Jordan. Nach eigenen Angaben hat er über 9000 Würfe in seiner Karriere verfehlt und über 300 Spiele verloren. 26 mal wurde ihm der Ball anvertraut, der über große Gewinne oder Verluste entschied, und er hat ihn verfehlt. Er beton jedoch immer wieder, dass ihn erst sein großes Versagen über JAHRE zum größten Basketballspieler weltweit machen konnte. Ein weiteres Beispiel ist Thomas Alva Edison. Fast 10000 Versuche musste er durchführen und immer wieder versagen, um die revolutionäre Glühbirne zu erfinden.

Trotz Scheitern und Versagen weiter zu machen und an sich zu glauben ist eines der größten Zeichen von Stärke! 

Lies dir am besten viele Biografien erfolgreicher Menschen durch, die oft Scheitern mussten. Beziehe das auf dein Leben und du wirst immer mehr verstehen, warum ein Scheitern und Versagen dazu gehören darf und auch sollte. Mache dir dann immer wieder bewusst, dass es ein Versagen nicht geben kann, wenn du aus deinen Fehlern versuchst, zu lernen.

Was hast du bereits erreicht

Um Versagensangst stark zu schwächen, solltest du dir einmal eine Liste anfertigen mit Dingen, die du bereits in deinem Leben schon gemeistert oder geleistet hast. Dazu kannst du eine zweite Liste machen mit positiven Eigenschaften von dir, Stärken und vielleicht auch Talenten. Schaue dir diese Listen immer wieder an und verinnerliche, dass du ein wertvoller und fähiger Mensch bist. Immer wieder.

Ist die Angst vor dem Scheitern so real?

Weiterhin kann es auch sehr hilfreich sein, einmal aufzuschreiben, ob diese Versagensangst wirklich so real ist. Mal angenommen, du scheiterst wirklich. Interessiert sich in einem Jahr noch jemand dafür? Wird es ernsthafte Konsequenzen für dein Leben haben? Mal ganz realistisch betrachtet interessiert sich dann keiner mehr dafür, weil sich die Menschen so wie so immer wieder mit neuen Dingen beschäftigen. 

Ist die Versagensangst ein Zeichen?

Manchmal können Versagensängste auch zeigen, dass wir uns auf dem falschen Weg befinden. Das sind dann negative Gefühle, die wir als Versagensangst interpretieren. Ein Beispiel: Du hast extreme Angst einen Vortrag im Studium zu halten und du fühlst dich unwohl dabei. Manchmal können diese Ängste auch getarnte innere Stimmen sein, die uns zeigen, dass wir etwas anderes studieren sollten. Nur mal so als Beispiel. Versagensängste können uns auch zeigen, dass wir das wirklich nicht tun sollten aber nur in sehr seltenen Fällen.

Schnelle Technik

Wenn nun ein Ereignis direkt bevor steht, vor dem du Versagensängste hast, helfen oft auf körperliche Übungen, wie Sport. Wenn du einen Vortrag hast, bewege dich davor so extrem, wie du nur kannst, mache dich frei und du wirst sehen, dass dich das beruhigen kann.

Nicht über die Angst nachdenken

Die Bewegung dient vor allem dafür, dass wir nicht wieder in die Angst-Spirale kommen. Wenn wir nämlich erst einmal darüber nachdenken, dass wir Angst haben oder eine Situation fürchten, ziehen wir, ehe wir´s uns versehen, immer mehr Gedanken und Gefühle davon an. Diese führen dann zu noch mehr körperlichen Reaktionen und negativen Gefühlen. Übe deshalb Achtsamkeit und beobachte deine ängstlichen Gedanken. Schreibe am besten alle auf und Hinterfrage sie immer wieder.

Der Anfang ist immer schwer

Wenn wir Angst vor irgendeiner Sache haben, liegt das am Anfang fast immer daran, dass wir zu wenig Erfahrungen damit gemacht haben. Deshalb müssen wir unbedingt vermeiden, die gefürchteten Situationen nicht durchzuführen.

Wenn wir am Anfang absolut nicht Handeln können, sollten wir zuvor einige Tage bis Wochen visualisieren, wie wir diese Situation erfolgreich durchführen, bis wir es uns trauen. Visualisieren bedeutet, sich die gefürchtete Situation immer wieder vorzustellen und die Gefühle mental zu erleben. Immer wieder, bis die Situation mental zur Gewohnheit geworden ist. Auf diese Weise verarbeiten wir die Situation mental, obwohl sie noch nicht eingetreten ist. Das führt dazu, dass wir uns immer mehr trauen, die angsterzeugende Situation anzugehen.

Wichtig ist nur, dass wir irgendwann wirklich ins Handeln kommen und das, wovor wir Versagensangst haben, nicht weiter aufschieben. Nur durch Erfahrungen können wir tatsächlich stärker werden und unsere Versagensängste überwinden. Zu mehr Selbstvertrauen und Lebensglück.